Dienstag, 1. Mai 2012

Diäten - Klappe die Erste

Beim Zeitschriftenregal frage ich mich immer, wer noch diese Frauenzeitschriften liest, die jede Woche eine neue Diät aus dem Hut zaubern. Und gibt es wirklich Menschen, die diesen Quatsch ernsthaft ausprobieren?

Schlank im Schlaf, schlank durch Hypnose, Akupunktur, Abnehmen mit Topinambur, mit Eiern, mit Bananen oder wahlweise Ananas, mit Hormonen, Ayurveda, durch klopfen, durch schreiben* und und und...
Mit all diesen Diät-Seiten könnte man vermutlich die Fassade das Kölner Doms tapezieren, ohne dass sich eine Diät-Version wiederholt und es bliebe dennoch kein Fleckchen frei.

* das ist jedenfalls nicht der Grund, weshalb ich mit dem bloggen angefangen habe!

Wahrscheinlich finde ich diese Diäten so schrecklich, weil ich selbst einmal zum Versuchskaninchen einer solchen wurde. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, obwohl diese Erfahrung bereits fünfundzwanzig Jahre zurück liegt.
Fast meine gesamte Familie war damals übergewichtig und so kam meine Mutter Mitte der 80-er Jahre mit einer ausgerissenen Zeitschriftenseite nach Hause. Der Name des Grauens lautete: Ahornsirup-Diät - und die ganze Familie musste mitmachen!
Die Vorgehensweise ist schnell erklärt: man trinke einen Cocktail aus Ahornsirup, Zitronensaft und Wasser vermischt mit einer gutgemeinten Messerspitze Cayenne-Pfeffer. Sechs bis zwölf Gläser täglich bis zu vierzig Tage lang.
Angeblich soll es entschlacken. Dem möchte ich nicht widersprechen, denn schließlich ist es eine Fastenkur, d.h. es wird nichts gegessen. Böse Zungen behaupten, dass allein die brechreizende Wirkung dieser widerlichen Komposition das Abnehmen begünstigt. Ich weiß nur, dass ich seitdem einen Würgreflex bekomme, wenn ich nur eine Flasche Ahornsirup irgendwo sehe! Abgenommen habe ich nichts, denn schon am zweiten Tag bekam ich so einen Heißhunger auf feste Nahrung, dass ich für die Beschaffung derselben einen Mord begangen hätte.

Ich bin dem Ahornsirup jedoch ausgesprochen dankbar! Da auch meine Mutter - ohne es zuzugestehen - dieses Zeug nach zwei Tagen nicht mehr riechen konnte, hielt seine abschreckende Wirkung sie davon ab, uns mit weiteren Diät-Experimenten zu terrorisieren.

Nicht, dass Du glaubst, das wäre meine erste Diät gewesen. Nein! Die brachte ich schon im zarten Alter von 13 Jahren hinter mich. Ich war damals 172 cm groß und wog 82 Kilo. Dieses im Vergleich zu heute moderate Übergewicht hatte ich mir seit meinem ersten Schultag angefuttert (als Vorschulkind wog ich noch normal).
Meine Eltern schickten mich in einen Kinder-Abnehmkurs von der Krankenkassse, bei der ich auf 1.000 kcal gesetzt wurde. Dummerweise bekam ich eine Lungenentzündung und landete im Krankenhaus, wo ich ebenfalls auf 1.000 kcal gesetzt wurde, nur dass die Gerichte der Krankenhausküche nicht in der Lage waren, mich zum Aufessen zu bewegen und ich dadurch weniger als die genannte Menge zu mir nahm. Der Abnehmerfolg war gigantisch, innerhalb von drei Monaten nahm ich 10 Kilo ab.
Nur gab es zu Hause danach wieder normale Portionen für mich und der Jojo-Effekt schlug zum ersten Mal zu.
Nach der gescheiterten Ahornsirup-Diät wog ich bei 178 cm Körpergröße schon 95 Kilo.

Deshalb mein Apell an Eltern übergewichtiger Kinder: bitte schickt sie nicht in einen Abnehmkurs, bei dem Kalorien radikal reduziert werden! Damit legt ihr den Grundstein für einen lebenslangen Kampf mit dem Gewicht! Jagt sie lieber öfter mal um den Block oder meldet sie beim Sport an und kümmert euch um einen gesunden Speiseplan, dann reguliert sich das (bei moderatem Übergewicht) auf natürliche Art.

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