Freitag, 4. Mai 2012

Diäten - zweiter Teil

Anfang der 90-er Jahre - ich war 21 Jahre alt - hatte ich die Schallmauer von 100 Kilo vor Augen und entschloss mich panikartig, mal wieder eine Diät zu machen, um das drohende Unheil abzuwenden. 

Irgendwie war ich in den Besitz eines Brigitte-Diät-Buchs gekommen und das Konzept, sich einfach einige der abwechslungsreichen Gerichte auszusuchen ohne Kalorien zählen zu müssen, war mir auf Anhieb sympathisch. Ich hielt es dann auch mehrere Monate eisern durch und nahm etwas mehr als 10 Kilo ab. Wann ich sie wieder auf den Hüften mit mir herumtrug, weiß ich leider nicht mehr so genau, aber dass sie sich wieder ansammelten und noch einige Kumpels mitbrachten, ist eine unbestrittene Tatsache.

Dennoch ist diese Diät eine der wenigen, die ich noch immer für gut erachte, da sie nicht einseitig ist, man sie bedenkenlos über mehrere Monate durchführen kann und man auch beliebig die Kalorienzahl variieren kann (z.B. mittels Zwischenmahlzeiten). Skeptisch machen mich allerdings die inzwischen erhältlichen Brigitte-Diät-Produkte. Egal welche Firma solche Fertigmahlzeiten produziert, man sollte die Finger davon lassen. Abgesehen davon, dass sie oft mit naturidentischen Stoffen versetzt sind, schmecken sie meist nicht. Dafür sind mir persönlich dann die Kalorien zu schade!
Weniger bekannt als die Marketing-kräftigen Weight Watchers, haben sich aber auch die Macher der Brigitte-Diät das Internet zunutze gemacht und so wird nun auch ein Online-Coaching angeboten, das sicherlich für viele Abnehmwillige die richtige Plattform darstellt (und, nebenbei erwähnt, wesentlich billiger ist, als das amerikanische Modell).

Die Krux bei jeder Diät gilt auch für die Brigitte-Diät: sobald der Körper über mehrere Tage oder gar Monate Hunger verspürt (und das tut er bei den überschaubaren Portionen von 1.000 - 1.200 kcal pro Tag), legt er, sobald der "Notstand" beseitigt ist, in Windeseile Fettreserven an. 
Dieses archaische Programm begründet sich in unserer Biologie und in der Evolution des Menschen. Vom Standpunkt der Evolution sind einige Tausend Jahre ein Wimpernschlag.

Als unsere Vorfahren noch Jäger und Sammler waren, mussten sie oft hungern, denn nicht immer war ihnen das Jagdglück hold. Wenn es dann was zu essen gab, wurde soviel gegessen wie in einen Menschen reingepasst hat und der Körper legte die überflüssigen Kalorien in seinem Fettspeicher an. Damals ein absolutes Erfolgsmodell! 
In unserer Überflussgesellschaft stellt dieser Mechanismus jedoch ein schwerwiegendes Problem dar. Essen ist immer und überall verfügbar, es wird dauernd massiv beworben - egal wie gesund oder ungesund ein Produkt ist (Danke, liebes Gesundheitsministerium!) - und gemeinerweise sind die kalorienreichen Sachen auch noch zumeist günstig zu bekommen. Man sollte vielleicht über eine Süßigkeiten-Steuer nachdenken: eine Tüte Gummibärchen für 10 Euro - eventuell könnte das unser Problem ein wenig schmälern.

Nach der Rückkehr der Kilos im Anschluss an die Brigitte-Diät begab ich mich in eine fatale Beziehung mit einem Alkoholsüchtigen. 1995 trennten wir uns und ich stand auf der Waage und unter Schock: innerhalb von 4 Jahren hatte mir diese verkorkste Beziehung weitere 30 Kilo Übergewicht beschert, ohne dass es mir an irgendeiner Stelle besonders bewusst geworden wäre.

Für lange Zeit fehlte mir danach der Antrieb, eine weitere Diät zu machen, hauptsächlich, da die Erfolgsaussichten im Prinzip schlecht waren. Eine gute Abnahme war möglich, aber die folgende Zunahme war unausweichlich. 

Ein schlechter Deal!

2 Kommentare:

  1. Hallo Denise,

    ich finde du beschreibst den Jojo-Effekt wirklich gut :)

    LG Kathrin

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  2. Hallo Kathrin,
    vielen Dank für deine Nachricht! Ja, habe leider Erfahrung damit! :(
    Hoffentlich begegnet er mir nie wieder...

    LG, Denise

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