Mittwoch, 9. Mai 2012

Vorbereitungen - Teil 2: Moveguard

Der Termin bei Moveguard klappte schnell und so stand ich noch in der gleichen Woche vor einer Bürotür von Moveguard in einem Wohnhaus im Kölner Süden.
Das Büro ist zwar nicht sehr groß, aber hell und sympathisch. Ich sollte in einem Behandlungsraum auf die Mitarbeiterin von Moveguard warten, in dem ein Besucherstuhl* steht, der mich kurzfristig schockte. Es handelt sich um einem Holzstuhl, der mich irgendwie an den roten Riesenstuhl aus der Werbung einer Möbelhauskette erinnerte, nur dass er nicht rot ist. Er ist eigentlich auch nicht riesig, aber überdimensioniert. Die Sitzfläche ist überbreit und alle Teile sind mindestens doppelt so dick wie bei einem normalen Stuhl. 

Amüsiert und irgendwie dennoch mit einem beklommenen Gefühl, setzte ich mich und wartete nervös auf meine Gesprächspartnerin.

(*Inzwischen hat er einem unauffälligerem Modell Platz gemacht)
Als stark übergewichtiger Mensch begegnet man oft Leuten, die einen ablehnen oder einem zumindest den Eindruck vermitteln, dass sie dies tun. Glücklicherweise sind es meist Fremde, die einem nicht wichtig sind. Dennoch bin ich in manchen Situationen angespannt und erwarte ein negatives Indiz in der Körpersprache oder der Mimik meines Gegenübers. 
Ich ertappte mich dabei, dass ich dies auch hier erwartet hatte, obwohl es natürlich keinen Sinn machte. Aber offen mit einer fremden und normalgewichtigen Person über mein Übergewicht zu sprechen, fühlt sich seltsam an.
Jedoch nahm mirdie Mitarbeiterin von Moveguard meine Unsicherheit ab der ersten Minute und plauderte entspannt über die Inhalte, Zielsetzungen und Betreuer des Programms. Ich schilderte ihr kurz wie ich zu so viel Übergewicht gekommen bin, wo meine Schwächen liegen und welche Hoffnungen ich mir mache.
Dann erklärte sie mir, dass Moveguard sich derzeit im Zertifizierungsprozess befindet, an dessen bürokratischen Ende die Zulassung bei allen Krankenkassen steht. Wie lange sich dieses noch hinziehen wird, ist allerdings unklar, denn es müssen jede Menge Gutachten und Belege beigebracht werden, um die Zulassung zu erhalten.

"Stellen Sie sich darauf ein, dass die Krankenkasse eine Kostenübernahme zuerst mal ablehnen wird." sagte sie in gelassenem Tonfall. "Das ist leider normal. Die Kassen müssen sparen. Sie müssen dann Einspruch erheben und dürfen auf keinen Fall locker lassen. Denn in Ihrem Fall ist das Programm aus meiner Sicht indiziert: Sie sind stark übergewichtig, leiden an Bluthochdruck, der mittels einer Gewichtsabnahme gute Chancen hat für immer kuriert zu werden und Sie sind hochmotiviert, es anzupacken. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Und wenn eine Ablehnung ins Haus flattert, melden Sie sich bei uns, wir helfen Ihnen dann gerne mit dem weiteren Prozedere." 
Ehrlich gesagt, war ich fassungslos, dass sie sicher war, die Krankenkasse würde meinen Antrag erst mal ablehnen. 
"Wieso tun die sowas? Jedem mit normalem Menschenverstand muss doch klar sein, dass es der KK langfristig Kosten spart, wenn ich nicht mehr übergewichtig bin?! Alleine die Kosten für meine Blutdrucktabletten zu sparen macht auf mehrere Jahre mehrere tausend Euro aus!" entgegnete ich echauffiert.
Sie lächelte und meinte lakonisch: "Prophylaxe ist bei Krankenkassen nicht gerade eine förderungswürdige Heilmethode."

Trotz des Wermutstropfens mit der Krankenkasse, verließ ich die Räume des Unternehmens mit einem guten Gefühl: ich war mir sicher, ich hatte den Anfang des richtigen Weges gefunden!

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