Ein privates Problem

Ein neuer Blog zum Thema Abnehmen. Puh! Davon gibt es doch schon so viele, denkst Du jetzt. Stimmt! Aber das zeigt auch genau das Problem: immer mehr Menschen haben Übergewicht und immer mehr Menschen möchten es loswerden. Gefühlt werden pro Woche alleine in Deutschland zehn neue Diäten entwickelt und neue Abnehmprodukte auf den Markt geworfen, werden wir dauernd bombardiert mit Werbespots von Abnehmclubs und Wundermitteln. Nicht immer sind diese so unterhaltsam wie die Fatfighters, leider!

Doch diese ganze Industrie hilft, meiner Meinung nach, nur sich selbst -nicht den Übergewichtigen und damit auch nicht mir!

Ich habe Adipositas Grad III, also extremes Übergewicht. Salopp gesagt, könnte man aus mir derzeit theoretisch zwei schlanke Denises machen - aber wer will das schon? Eine zu viel quatschende, verrückte Frau Anfang vierzig von dieser Sorte ist ganz klar genug!

Adipositas Grad III wird von Ärzten und Krankenkassen als chronische Krankheit eingestuft und meist von den üblichen Verdächtigen, dem Bluthochdruck und der Diabetes, begleitet. Eine ernste Sache. Ein medizinisches Problem. Ja, das auch. Aber besonders ein privates Problem!

Komisch, hatte ich nicht gesagt, dass es von Ärzten und Krankenkassen als chronische Krankheit eingestuft wird? Und wieso ist es dann ein privates Problem? Das widerspricht sich doch.

Naja, zumindest ich finde, dass sich das widerspricht. Alle meiner in den letzten 20 Jahren konsultierten Hausärzte finden das übrigens nicht. Übergewicht ist persönliches Pech oder eher persönliches Verschulden. "Gehen Sie nach Hause und nehmen Sie ab!" habe ich schon in unterschiedlich formulierten Sätzen gehört. Selbst in den letzten 9 Jahren, seitdem ich an Bluthochdruck leide (nebenbei übrigens auch eine chronische Krankheit *hüstel*), habe ich von Ärzten keinen konstruktiveren Beitrag empfangen - außer einen weiteren Rat: "Sie müssen weniger Fett zu sich nehmen und auch weniger Zucker, dann klappt das schon. Greifen sie auf fettreduzierte Produkte zurück!"

Prima! Fettreduzierte Produkte haben oft eines gemeinsam: das Fett wird reduziert und dafür wird es mit Kohlenhydraten aufgefüllt - die Sorte Kohlenhydrate, bei denen dann steht "Kohlenhydrate, davon Zucker xx Gramm". Schaut mal auf den Inhaltslisten nach und vergleicht ein normales Produkt mit einem ähnlichen Produkt, das fettreduziert ist. Dass Lightprodukte keine Lösung des Übergewichts sind, sollte sich doch inzwischen auch zu Hausärzten rumgesprochen haben!

Hmmmmm! Also eigentlich bin ich ein friedfertiger Charakter, aber diese Ignoranz von Ärzten hat mich immer wütend gemacht. Und sie macht es noch immer! Als einzige Konsequenz konnte ich nur den Arzt wechseln, was ich auch immer tat, aber auch die nachfolgenden Ärzte waren mir keine Hilfe.

Bis vor zwei Wochen. Da hatte ich einen Termin bei einer Kardiologin und hatte mich schon darauf eingestellt, dass auch sie in die Testergebnisse schauen, ihren Blick heben und mich mit sorgenvoller Mine betrachten würde, um mir dann mit Grabesstimme zu verkünden: "Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie - Sie müssen abnehmen!"

Wider Erwarten blieb diese Reaktion aus und ich hatte beinahe das Gefühl, dass ich betrogen wurde. Und so hörte ich mich sagen: "Ja, ich weiß, ich habe Übergewicht und muss abnehmen." Sie lächelte mich nur offen an und meinte zu meinem größten Erstaunen: "Sie sind sehr sportlich, das belegen die Tests auf dem Cardiotrainer. Das sollten Sie nutzen und einfach an einem betreuten Sportprogramm zum Beispiel von der Sporthochschule teilnehmen. Dann nehmen Sie automatisch ab."

Ich und sportlich? Ich hatte Mühe einen hysterischen Lachanfall zu unterdrücken. Ich halte mich für ungefähr so sportlich wie ein Seehund auf dem Trockenen.

Aber der weitere Satz von ihr hatte dann doch meine Aufmerksamkeit gefesselt. Ein betreutes Sportprogramm für Übergewichtige von der Sporthochschule?! Das klang verlockend und aberwitzig zugleich!

Und es klang nach Silberstreif am Horizont. Vielleicht gibt es ja doch jemanden, der mir bei meinem privaten Problem helfen kann?